Aus: Spektrum der Wissenschaft 1994 (erg.) Venus: ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ Die Venus ist der zweite innere Planet. Sie erhält etwa doppelt soviel Sonnenstrahlung wie die Erde. Sie ist als einziger Planet etwa so groß und so schwer wie die Erde. Die Schwerkraft auf ihrer Oberfläche beträgt 85% des Wertes auf der Erde. Sie hat dennoch eine wesentlich höhere, dichtere und wärmere Atmosphäre als die Erde, mit einem 93-fachen Luftdruck am Boden gegenüber der Erde (also wesentlich mehr Luft, wenn man die Venus-Atmosphäre als Luft bezeichen will); diese Atmosphäre besteht fast ausschließlich CO2, mit Wolken aus Schwefeldioxid. Die Oberflächentemperatur der Venus beträgt 450°C (Blei schmilzt). Die Venus hat kein Magnetfeld, d.h. keinen Schutz vor dem Sonnenwind. Der Wasserdampf, der an die Oberfläche der Atmosphäre gelangt, wird vom Sonnenlicht in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff gespalten und vor allem der leichtere Wasserstoff mit dem Sonnenwind davongeweht; der Sauerstoff verbindet sich möglicherweise mit den Mineralien der Oberfläche. Es gibt deshalb kaum noch Wasser auf der Venus, auch kaum noch Wasserdampf in der Atmosphäre. Auf der Erde dagegen gelangt auf Grund der niedrigeren Temperaturen nur wenig Wasser an die Oberfläche der Atmosphäre. Die Venus besitzt etwa die gleiche Menge an Stickstoff wie die Erde, aber wegen der viel höheren Atmosphärendichte besteht nur 3,5% der Atmosphäre aus Stickstoff. Die Venus hat auch in etwa die gleiche Menge an CO2 wie die Erde, davon aber befindet sich fast alles in der Atmosphäre - etwa 30000 mal so viel wie auf der Erde. Auf der Erde dagegen ist fast alles CO2 im Carbonatgestein gebunden - oder zu Kohlenstoff reduziert in fossilen Energieträgern wie Kohle und Erdöl. Die Venus rotiert sehr langsam: 1x in 234 Erdtagen (x 24= 5616 Stunden). Ihre Umlaufzeit um die Sonne beträgt 224 Tage, also fast genau so lange. Eine Seite hat sehr lange Sommer. Es bestehen Anzeichen von früherem Vulkanismus, aber nicht von Plattentektonik. Die Oberfläche scheint gleichmäßig 500 Millionen Jahre alt. Das Erde- Mond- System dagegen dreht sich vergleichsweise schnell und walkt die Erde gründlich durch, da die Erde sich unter dem Mond hinwegdreht; der gemeinsame Schwerpunkt befindet sich etwa 1000 Meilen unter der Erdoberfläche. Die Venus unterscheidet sich als Planet von der Erde also darin, daß sie sehr langsam rotiert, keinen Mond besitzt, kein Magnetfeld und keine Plattentektonik, sich ihr Inneres also auch kaum zu bewegen scheint. NB: Auch der Mars verlor sein Wasser, zumindest den Wasserstoff; auch er besitzt kein Magnetfeld und keinen großen Mond. Seine rote Farbe erhielt vom oxidierten Eisen; Eisen, daß sich in der Menge auf der Erde nicht an der Oberfläche, sondern im geschmolzenen Erdinnern gesammelt haben soll. Auch auf dem Mars bestehen Anzeichen von früherem Vulkanismus, aber nicht von Plattentektonik: wenige große statt vieler kleiner Vulkane. Der Mars ist etwa halb so groß wie die Erde, mit einem Zehntel an Volumen und Masse und einem Drittel an Schwerkraft. Auf dem Mars wird gerade der letzte Rest der Atmosphäre aus Kohlendioxid zu Kohlenstoff reduziert. Hmm: Übrig bleibt dabei der Sauerstoff.