Das Problem der geschlossenen Systeme
- verbessert & erweitert
Vor 150 Jahren
oder drei Großgenerationen machten sich drei Zeitgenossen daran,
gemeinsam, aber jeder für sich, ihre Gesellschaften aus den Klauen der
Religion und Vorherbestimmtheit zu befreien.
Sie waren äußerst erfolgreich.
Dies gilt für Karl Marx, den Erfinder des Marxismus, Charles Darwin,
den Erfinder des Darwinismus, und Rudolph Clausius, den Entdecker des
zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik (tatsächlich aller, und des
Konzepts der „Entropie“ obendrein).
Abgesehen von den einzelnen Fehlern, die ihre Theorien haben könnten -
Marx zum Beispiel versäumte es, seine Voraussetzungen zu definieren,
sondern behauptete einfach eine Korrelation, wodurch seine Theorie
unbrauchbar wurde; Clausius mag das weniger gültige von zwei möglichen
Verhältnissen gewählt haben, Q/T oder T/Q,
um sein Konzept der Entropie
oder Arbeitsunfähigkeit zu definieren; und Darwin hat
in seinem "Survival of the Fittest" oder dem "Überleben der
Geeignetsten" sehr geschickt eine Tautologie eingebaut
(wenn er diesen Ausdruck überhaupt selber geprägt hat) - ist es
bemerkenswert, daß alle drei Zeitgenossen sehr erfolgreich dazu
beigetragen haben, ihre, d. h. die westeuropäische Gesellschaft aus
der Bahn zu werfen.
Dies kann absichtlich geschehen sein, wie im Fall von Marx,
nebenbei, wie im Fall von Darwin, oder unwissentlich, wie im Fall
von Clausius. Aber alle drei taten es; und alle drei, so könnte man
argumentieren, machten denselben grundlegenden Fehler; denn auf
diese Weise befreiten sie vielleicht ihre Leute tatsächlich aus den Klauen
der individuellen und gesellschaftlichen Religion, aber sie ließen sie
damit ebenso, 150 Jahre oder drei Großgenerationen später, völlig
verloren treibend auf hoher See zurück, nachdem die letzten der alten
Religiösen ausgestorben waren und sich mit ihnen die letzten Stränge
zum Konzept der eigenen Schöpfung und damit der eigenen Existenz
auflösten.
Nun, könnte man argumentieren, daß es, Pech gehabt, keine Schöpfung
gibt, obwohl man existiert; lebt damit. Verliert den Verstand, wenn es
sein muß! Übernehmt die Verantwortung für das Universum, falls es nicht
ausreicht, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen; verehrt
heidnische Gottheiten, um euch zu erleichtern, oder verehrt statt
dessen
das eigene Selbst; begeht kollektiven Selbstmord oder betäubt euch bis
zur Bewußtlosigkeit, oder was immer ihr tun müßt, um kein dummes Tier
zu sein, aber lebt damit. Ihr, zusammen mit allem anderen
, existiert ausschließlich aufgrund einer theoretisch verzweifelt
unwahrscheinlichen, zufälligen, anormalen Aberration im Zeit-Raum-
Kontinuum. Ihr seid die AUSNAHME. Akzeptiert es.
Dies fordert jedoch etwas, das nicht nur nutzlos, sondern faktisch falsch
ist. Denn alle drei fraglichen Individuen schlossen, um
sich vom "alten Denken" abzukoppeln, genauer gesagt, weil sie nur dann
ihre Beobachtungen beschreiben könnten, theoretisch jeden Einfluß von
außen aus, der diese stören könnte.
Alle drei beschrieben „geschlossene Systeme“.
Nun, dies kann nützlich sein, um begrenzte Aussagen zu machen (sofern
die Einschränkungen vollständig angeben werden); aber wenn diese
Aussagen anschließend verallgemeinert werden, sind sie falsch.
In Wirklichkeit gibt es kein geschlossenes System, was die
angesprochenen Themen betrifft, auch nicht theoretisch. Dies soll nicht
heißen, daß eine solche Einschränkung die Allgemeingültigkeit des
Ergebnisses begrenzen könnte, sondern daß eine solche
Einschränkung den Gegenstand unmöglich macht, da er so
physisch nicht existieren kann.
Oder, um es im Kontext zu sehen: Die Menschen aufzufordern, sich selbst
als von ihrer eigenen Schöpfung getrennt zu betrachten, würde
sie physisch inexistent machen, und sie wissen das; Gott oder kein Gott.
Natürlich führt dieses Wissen zu Nihilismus und dem narzißtischen, aber
vergeblichen Bemühen, sich selbst zu erschaffen, da man ja zuvor noch nicht
erschaffen wurde.
Aber das ist nicht der Punkt
Der Punkt ist, daß sie, durch die Betrachtung effektiv geschlossener Systeme, die - und das ist wichtig - bereits erschaffen wurden und, was ebenso wichtig ist, sich von sich selbst
ernähren, das, was sie als wissenschaftliche Erklärung für die Existenz
menschlicher Individuen und Gesellschaft anbieten (und eigentlich
ebenso alles andere) folglich eine kannibalische ist, die unweigerlich zum
physischen Tod führt.
Sie boten zwar eingeschränkte Lösungen für eingeschränkte Probleme
bestimmter wissenschaftlicher Theorien, boten aber, wenn sie
verallgemeinert wurden - was unvermeidlich war, da sie in allen drei Fällen den religiösen Glauben in
Frage stellten, wie die Entstehung des Menschen (Darwin), der Gabe des
täglichen Brotes (Marx) und die Andauer der Ewigkeit (Clausius) - keine Lösung für die Schöpfungsfrage; da sie, um ihre Argumente
geltend zu machen, ihren Gegenstand absichtlich von allen äußeren Einflüssen
abgeschnitten hatten, wodurch sie gleichzeitig theoretisch gültig und
praktisch ungültig wurden.
Die Gottesidee als fehlerhafte Erklärung für die Existenz des
Universums - und unsere Fähigkeit, es zu betrachten!
- zu verwerfen mag die westliche Gesellschaft, und in der Tat den Menschen allgemein, von den
Fesseln der Vergangenheit befreit haben; aber dieses geschah um den Preis, nach
den Maßstäben der Ersatztheorien, in der Zukunft nicht mehr zu
existieren, wenn diese Trennung einmal vollzogen war.
Genauer gesagt, indem sie die Existenz des Universums auf vielleicht
gültige Theorien stützten, die jedoch,
um überhaupt einen Gegenstand zu untersuchen zu haben, ein Universum
außerhalb des Universums
erforderten, während dieses
absichtlich aus ihren Berechnungen weggelassen wurde, zerstörten diese
Erklärungen, selbst wenn sie gültig bleiben, alle Möglichkeiten einer
künftigen Existenz, indem sie die Vergangenheit abschneiden,
die diese Existenz erst ermöglichte; und das mit ihren ureigenen
Beweisen.
Man kann nicht durch ein System existieren, das ohne externe Eingabe
nicht existieren kann, wenn man diese Eingabe negiert.
Gehen wir ins Detail
Clausius stellte während seiner Arbeit an den Grundlagen der Mechanik
der Dampfmaschine (die dann zur Mechanik des Universums extrapoliert
wurde) fest, daß es so etwas wie eine ewige Bewegung nicht gibt.
Es gibt sie jedoch; denn obwohl diese Einschränkung für die
Dampfmaschine gelten mag, ein System, das, obwohl die
Thermodynamiker darauf bestehen, "geschlossene Systeme" zu
beobachten, ausdrücklich nicht geschlossen ist, da es immer eine externe Quelle
und Senke benötigt - die jeweils ultimative ist dabei tatsächlich das
Universum selbst, d. h. die Materie (als Quelle) und der leere
Raum (als Senke) - jenseits welcher es in
genau diesem Universum eine ständige Bewegung gibt; und dies für alle
Ewigkeit, d. h. solange es existiert.
Wenn diese Welt also allein durch Thermodynamik hätte entstehen sollen, wäre sie dazu nicht in der Lage gewesen; die ureigenen
Gesetze der Physik würden es verbieten.
Sie ist jedoch. Und sie bewegt sich. Ewig.
Wenn man daher die eigene Existenz als Mensch ausschließlich auf
Thermodynamik stützt, würde man nicht existieren; und wenn ja,
könnte man sich nicht bewegen oder atmen. Der Tod wäre eine zu
freudige Beschreibung eines solchen Zustandes - er wäre negativ, eine
von Dantes Höllen.
Man müßte die eigene Existenz kannibalisieren, um zu existieren.
Aber ohne Verschulden von Clausius - und vielleicht sogar unbewußt
- betrachteten sich die Menschen weiterhin als von diesen Gesetzen der
Thermodynamik ausgenommen, die sie andererseits für das gesamte
Universum zu akzeptieren scheinen, von dem sie ein Teil sind. Und
wenn sie sich als Nettokonsumenten sehen, ärgern sie sich darüber. Es
erinnert sie an den Tod.
Vielleicht erschreckt der Gedanke, sich grundsätzlich keine eigenen
Lebensumstände schaffen zu können, vor allem jene Menschen, die sich der
Versorgung mit ihrem "täglichen Brot" durch Gott nicht mehr
sicher sind (obwohl sie den "Schweiß ihres Angesichts" in dem sie "ihr Brot essen" zuerst mit Ochsenschweiß, dann mit dem Rauch von Dampfpflügen ersetzten).
Als dann Darwin, wie weiter unten beschrieben, sich dessen annahm und die
Menschen zu einem zufälligen Produkt einer blind agierender Natur erklärte, zerbrach das ihren narzißtischen Traum, wie man es heute
nennen könnte; obwohl die Menschen dadurch nicht schlechter dastehen würden als jedes andere
Lebewesen.
Sich selbst mit den Vögeln auf den Feldern zu vergleichen, die sich nicht mühen (sie tun es sehr wohl…), aber der Herr ernährt sie trotzdem, hat vielleicht
ihrem Selbstwertgefühl entgegengewirkt. Aber Vögel arbeiten
nicht nur; der Mensch wird auch über denselben
Mechanismus ernährt.
Aus wissenschaftlicher Sicht hat Clausius zu Recht darauf hingewiesen, daß sich kein thermodynamisches System selbst erhalten kann; es
braucht immer eine externe Quelle und Senke, die es selbst nicht bereitstellen
kann.
Aus ökonomischer Sicht kann sich daher auch kein System bestehend aus Mensch,
Tier und Maschine selbst erhalten.
Aber die Mehrheit der Menschen in diesen Gebieten war nicht nur nicht gewillt, die
universellen Gesetze der Thermodynamik auf ihr eigenes Handeln
anzuwenden; sie verlangten auch darüber hinaus, daß ihre (bezahlte!) Arbeit als die alleinige Quelle aller hergestellten Dinge sein sollte, in einem sich ständig erweiternden
Bereich; während sie lernten - wenn auch vielleicht nur auf Umwegen - daß diese
Gesetze der Thermodynamik, angewandt auf das Universum, dessen Untergang und Zerstörung forderten, sogar dessen Tod.
Vom Standpunkt der Religion aus betrachtet, wandelte sich damit die Schöpfung,
innerhalb einer Generation, von etwas ewigem zu etwas dem Untergang geweihten, während der Mensch die Herrschaft übernahm, und für seine eigene Existenz
verantwortlich wurde; und damit für die gesamte Schöpfung -
zumindest der des Planeten und seiner Natur.
Innerhalb nur einer Generation hatte sich der westliche Mensch so, in seiner
eigenen Vorstellung, von einem Geschöpf zu einem Schöpfer gewandelt - und mit dem wissenschaftlich Unmöglichem beauftragt.
Marx
wiederum, während er zu verstehen und zu erklären versuchte, wie die
menschliche
Ökonomie funktioniert (was er in ein paar Wochen zu schaffen dachte) -
und versuchte, die Massen zu erlösen, die sich während dessen rapide
durch Clausius' Maschinen ersetzt sahen (zumindest den
Ergebnissen nach zu beobachten; ganz unabhängig davon, ob er vom letzteren
wußte oder nicht) - die Produktion eines ökonomischen Wertes von vornherein
auf die reduzierte, welche er - tautologisch - die Arbeiterklasse nannte.
Er stieß damit sofort auf die Schwierigkeit, diese "Arbeiterklasse"
zu definieren; d. h. in endlosen Disput
darüber, wer in diesen illustren Kreis aufgenommen werden sollte, und
wer nicht, und wer diese Entscheidung treffen würde; um dann diese
Entscheidung (wie so viele) in die Zukunft verschieben, obgleich sie
grundlegend war, und diese Widersprüche dann als "inhärente
Widersprüche" bezeichnen - wären zum Beispiel Frauen, als Gebärende,
einbezogen? Ist die menschliche Reproduktion, ist die Produktion seiner
selbst, theoretisch als Produktion zu betrachten?
Die Tatsache, daß diese Produktion, einfach weil sie notwendigerweise
thermodynamisch ist, wie von Clausius beschrieben, zum sofortigen Erliegen
kommen würde, sobald sie von externem Input aus der (und tatsächlich Output in die)
aus der Umgebung abgeschnitten wäre, macht sie, wenn isoliert oder "geschlossen", theoretisch
unmöglich.
Also - abgesehen von der willkürlichen Trennung des Menschen vom
Menschen, des Menschen vom Tier und des Tieres von der Maschine,
obwohl alle drei einen Pflug ziehen können (oder vielleicht in Zukunft Menschen
reproduzieren) - die Tatsache, daß die menschliche Produktion (und
Reproduktion) untrennbar mit Zerstörung einer, daher
notwendigerweise anders erzeugten Umwelt verbunden ist, macht es unmöglich, damit eine Beschreibung von "Wert" anzugeben.
Um es für einen Moment persönlich zu machen: Jeder nimmt den
Raum
des Materials ein, den der eigene Körper standardmäßig ausfüllt; wo der
eine ist, kann nichts anderes sein. Und wenn das Dasein als
lebender Mensch allein auf der eigenen Arbeit beruhte, wäre es nicht vorhanden; und wenn doch - und dabei für einen Moment die
verlorene Arbeit ignorierend, welche in die
Produktion eines eigenen selbst (von, sagen wir, zwanzig Jahren) und
der notwendigen mechanischen Umgebung geflossen wäre:
einen Fahrradgenerator zu treten, um ein Kartoffelfeld zu beleuchten,
um
sich in einer absolut kalten und lichtlosen Umgebung zu ernähren, würde den Probanden innerhalb von Sekunden töten.
Doch selbst in der wohlwollendsten Umgebung ist die Vorstellung, "sich selbst
ernähren" zu können - geschweige denn dabei einen Gewinn zu erwirtschaften
- durch eben jene Gesetze verboten, welche physische Arbeit im Allgemeinen beschreiben; die Gesetze der
Thermodynamik nach Clausius. Und da der Mensch von physischer
Existenz ist, ist alle seine Arbeit physisch; Gleiches gilt für Tiere und
Maschinen - und sogar für Pflanzen.
Noch einmal: Man müßte die eigene Existenz kannibalisieren, um zu
existieren.
Es gibt keinen Ausweg
Ökonomisch gesehen hatte Marx
darin Recht, daß Menschen schätzen,
was sie produzieren, und produzieren, was sie wertschätzen; entfernt
man aber die Menschen aus der Gleichung, bleibt nur Zerstörung übrig.
Natürlich hatten er (und andere, die gute Journalisten waren) auch insofern Recht,
auf die Notlage der werktätigen Massen aufmerksam zu machen; denn auch
wenn diese nicht exklusiv definiert werden konnten, sie waren da.
In jedem System gibt es Gewinner und Verlierer; und fast per Definition mehr von den einen als von den anderen.
Übrigens arbeiteten auch seine Erzfeinde auf der kapitalistischen Seite unter
der Prämisse des Profits (mathematisch wahrscheinlich dadurch erreicht, daß man seine Schulden oder Kredite als "Vermögenswert" auf der Habenseite verbuchte - also durch
ein Zeichenwechsel-Hütchenspiel) - der Hauptstreitpunkt ist
und war nur, wer das Recht darauf hätte was zu besitzen, wie groß die jeweilige Zuteilung wovon ist - wobei Marx fordert, daß nur diejenigen, die "arbeiteten",
um diesen
Gewinn zu erzielen, ihn erhalten sollten - eine unmögliche Forderung,
denn weder kann dieses "arbeiten" klar definiert werden, noch kann
irgendein Gewinn
irgendeiner Arbeit zugeordnet werden: Es gibt keinen.
Kein System, das reine Arbeit
als Mittel zu seiner Erreichung vorschreibt, hat jemals Wohlstand
erreicht; ganz im Gegenteil. Gewinn
wird erzielt, wenn Arbeit zum Zugang zu mehr Ressourcen führt, als in
dieser Arbeit eingesetzt wurden. Arbeit schafft nicht aus sich heraus
Reichtum.
Aus wissenschaftlicher Sicht kann ein solches System niemals einen
eigenen Gewinn erzielen. Alle Arbeit resultiert in den notwendigen Kosten
für einen Gewinn. Und dieser Prozeß ist einseitig oder gerichtet: Man kann
aus einem Baum einen Stuhl machen, aber keinen Baum aus einem Stuhl.
Der kleinste Riß mit einer Säge kann nie wieder rückgängig gemacht werden,
sondern nur geheilt.
Aber selbst wenn ein solches Kunststück auch nur im Entferntesten
möglich wäre, würde das im Produktionsprozeß zerstörte
Energiepotential im Reproduktionsprozeß nicht wieder aufgefüllt,
sondern erhöht.
Vom Standpunkt der Religion aus gesehen ist in der Tat alle menschliche
Arbeit vergeblich, da der Herr gibt und nimmt, wie es ihm gefällt; das gilt
für das Individuum, aber auch ein Kollektiv aus Individuen zu bilden, um
einen Versicherungspool zu haben, würde nur dann wirklich funktionieren,
wenn der Durchschnitt positiv wäre.
Auch wenn diese Sichtweise dazu diente, Ungerechtigkeit
zu
rechtfertigen (was sie aus individueller und sogar kollektiver
menschlicher Sicht sicherlich tat, allerdings indem sie außer Acht
ließ, ob dabei tatsächlich alle Aspekte berücksichtigt worden waren,
und in welchem Zeitrahmen - ggf. der Ewigkeit; oder, um es unverblümter
auszudrücken, ob, angesichts ihrer fehlenden Allwissenheit und
offensichtlichen
Parteilichkeit, ein Urteil überhaupt gerechtfertigt war), umging die
Frage nach 'Gerechtigkeit' und 'gerechtem Lohn' die Frage, wie Menschen in
der Lage
sein sollten, ihre eigenen Voraussetzungen zu kontrollieren; wie
also abhängige Geschöpfe zu unabhängigen Schöpfern von Reichtum werden
sollten, von dem andere abhängen. Menschen können die Regeln vielleicht
verstehen; sie können sie aber nicht ändern.
Nachdem das Konzept der Schöpfung damit nicht nur durch die Wissenschaft zum künftigen finalen Untergang verdammt war, sondern bereits dann und dort durch
wirtschaftliche Eroberung beendet, verblieben die betroffenen Individuen
der westlichen Gesellschaft mit der buchstäblich unmöglichen Aufgabe, das zu tun, was sie nicht tun konnten, das zu erschaffen, was sie
nicht erschaffen konnten, nämlich sich selbst und ihre eigene Sache und
Bestimmung, während sie als ehemalige Passagiere mitten im Sturm das verlassene Steuer
ihres Schiffes übernahmen.
Darwin ist komplizierter.
Seine Beobachtungen sind scharf; seine Schlußfolgerungen gültig.
Ja, der Mensch hat sich aus einer früheren Art entwickelt, da alle lebenden
Arten nicht nur das Produkt der Interaktion zwischen sich selbst und ihrer
geologischen und biologischen Umgebung sind, sondern auch der
Veränderungen dieser geologischen und biologischen Umgebung, die
durch diese Interaktion erst erzeugt werden.
Der Ausdruck "Survival of the Fittest", dem "Überleben der
Geeignetsten" (plural!), so tautologisch er auch sein mag,
erklärt also, wie sich Arten an eine sich ändernde Situation anpassen, die sie selbst mit erzeugen; und
der Mechanismus, der später als treibende Kraft hinter dieser Anpassung an
äußere Veränderungen deklariert wurde, waren zufällige innere
Veränderungen ihrer reproduktiven DNA – die dann 'ausgewählt' werden, d. h. zur Reproduktion übrig bleiben,
wenn sich ihre Ergebnisse als tragfähig erweisen.
Das Problem ist, die meisten von ihnen würden das nicht.
In gewisser Weise (und wenn auch nur durch die Ausweitung des
Zeitraums) zerstörten Darwin et al damit die Vorstellung, daß Mensch
und Tier individuell von Gott vor einigen tausend Jahren auf einen Schlag ex
nihilo, aus dem Nichts, erschaffen worden seien; indem er auf einen Mechanismus
verwies, der eigentlich allen Züchtern von Pflanzen und Tieren auf die
eine oder andere Weise bewußt gewesen sein muß.
Und wie Marx und Clausius gelangte Darwin zu seiner Theorie in erster
Linie durch die Beobachtung eines "geschlossenen Systems", d. h.
durch die Untersuchung der Veränderungen bei Vögeln, die in einem Archipel von
Insel zu Insel hüpften, welche beide - Inselgruppe und Vögel - bereits
existieren und im Stoffwechsel gehalten werden mußten, damit derartige
Beobachtungen überhaupt stattfinden konnten; um dann später vielleicht
rückwärts extrapoliert zu werden, um die ersten Amöben mit späteren
Menschen zu verbinden.
Hier wäre angebracht, an den bereits angesprochenen Punkte der Selbst-Kannibalisierung zu erinnern: Leben existiert nicht ohne
externen In- und Output. Aber es könnte hier etwas viel subtileres zu
beobachten sein; nämlich, daß die Veränderungen, welche die Evolution
vorantreiben, nicht wirklich zufällig sind; wirklich zufällige
Veränderungen innerhalb der DNA-Struktur sind normalerweise tödlich.
Statt dessen scheint die Entwicklung einer oder mehrerer Arten im
Allgemeinen darauf beschränkt zu sein, immer komplexer zu
werden; und in jeder lebenden Zelle, ob reproduktiv oder nicht, besteht
das Bestreben darin, zumindest ihre Komplexität zu erhalten.
In einem "geschlossenen System", in dem ein Energieumsatz zu steigender Entropie führt, sollte dies eigentlich nicht
möglich sein; es unterscheidet sich deutlich von dem zu erwartenden
Zerfall durch eine zufällige thermodynamische Zerlegung von
Informationen.
Es wird versucht worden sein: Das hier durchzuführende Experiment
wäre ein Bottich mit einzelligen Organismen (um die Rekombination zu
verhindern) unter guten Bedingungen, mit einer harten Strahlungsquelle
in der Mitte. Würde etwas komplexeres entstehen? Kaum. Tatsächlich
scheint es, gemessen an der Menge an inaktiver und sogar fremder DNA,
die in Lebewesen zu finden ist, äußerst schwierig zu sein, selbst nutzlose
oder gefährliche Informationen in einer Reproduktionskette loszuwerden,
ohne diese völlig zu zerstören.
Folglich wären die meisten zufälligen Veränderungen im Aufbau
einer lebenden Zelle nicht überlebensfähig, sondern führen nur zu deren
Zerstörung, Tod und Verfall. Oder, wie der Physiker Erwin
Schrödinger einmal bemerkte, ist es nicht die Energie, die wir mit
unserem Stoffwechsel aufnehmen, sondern so genannte "negative
Entropie", die unsere lebenden Zellen so erhält, wie sie sind, und damit am Leben.
Man könnte sogar argumentieren, daß Energie, die ohne diesen Kontext
in einer lebenden Zelle freigesetzt wird, diese normalerweise zerkocht; und
Pflanzen zum Beispiel einen Weg finden mußten, dieses Problem
zu umgehen, um Photonen einfangen zu können, ohne dabei zu welken.
Nicht, daß dieses planvoll oder absichtlich geschieht; aber die Biologie
des Lebens scheint weniger von Veränderungen abhängig zu sein, wie
Darwin es untersucht hat, als von Bewahrung; zufällige Veränderungen in
der DNA, die in der einen oder anderen Form meist tödlich sind, müssen
repariert, neutralisiert oder eliminiert werden, damit das Leben
weitergehen kann.
Wenn also willkürliche oder tatsächlich willentliche Veränderungen ohne
den Kontext der Anpassung
tödlich sind, und die Evolution weder für das
Individuum noch für die Spezies, ja nicht einmal für das Leben selbst
irgend ein Verständnis hat, dann wird das, was sich dem Zufall auf
jedweder
Ebene nihilistisch hingibt, regelmäßig zerstört; und das, könnte man
argumentieren, ist die Essenz des Darwinismus.
Doch während zum Gedenken an diejenigen, die diesen Weg beschreiten, der "Darwin Award"
geschaffen wurde, sollte man
nicht vergessen, daß darin ein noch zu lösendes Rätsel liegt:
Der wahre Ursprung der "negativen Entropie", ein sprachlich satanischer
negativer Ausdruck der "wahren Ordnung", die von außen in jede
lebende Zelle eingebracht wird, den schädlichen Auswirkungen ihres
Energieumsatzes entgegenwirkt und sie so lange am Leben erhält wie sie es kann.
Und damit auch der Ursprung jener Ordnung, die sich überall in unserer
Umgebung manifestiert.
Vom Standpunkt der Religion aus betrachtet hat Darwin, obwohl selbst ein
Schüler der Kirche, und andere (wie etwa sein Zeitgenosse Alfred Russel
Wallace, der, während er an einem ganz ähnlichen Projekt wie Darwin
arbeitete, die geologische Entwicklung der lebenden Umgebung etwas
stärker betonte) vielleicht wirklich die Vorstellung zerstört, daß Mensch und
Tier (und dieser Planet) individuell von Gott erschaffen worden seien.
Aber seltsamerweise gingen die Darwinisten (oder auch ihre religiösen
Gegner), zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung nicht weiter,
obwohl es ihnen ins Gesicht starrte: kalt und objektiv betrachtet ist
Evolution - der "neue" Mechanismus um neue Arten, und sogar Unterarten zu
schaffen - nach dieser Definition eine Form der Schöpfung (etwas
Neues entsteht, das es vorher noch nicht gab).
Und es ist sogar eine, die nach ihren eigenen wissenschaftlichen Maßstäben am
ersten Tag damit begann, die materiellen Voraussetzungen für das
spätere Leben zu schaffen; und die, wiederum nach eigener Aussage,
überall und in jedem Moment aktiv ist, ständig neue Varianten schafft,
andere aussterben läßt - und nie ein Ende findet; vor allem dann nicht, wenn
die Geologie mit einbezogen werden soll.
Der einzige Faktor, der jetzt fehlte, war der göttliche Entwurf - und selbst
das wäre letztendlich eine Frage der Definition gewesen.
Mit anderen Worten:
Die Schöpfung ist kein Kredit aus der
Vergangenheit, eine alte Schuld, die an die Zukunft weitergegeben wird -
sondern ein alltäglicher Akt der Gegenwart.
Durch die Trennung des Menschen von Gott wurde der Mensch jedoch
paradoxerweise nicht in den Himmel erhoben, sondern kehrte in das
Reich des Tieres zurück - was mit der Zeit eine Gleichbehandlung
erfordert.
Der Mensch konnte sich nun nicht mehr als etwas Besonderes
bezeichnen, und andererseits in einem Tier
das Abbild der Schöpfung Gottes nicht mehr erkennen; und früher oder später wird daraus eine neue
Rechtfertigung für Grausamkeit und Vergötterung - in beide
Richtungen; nun konnte man Menschen genauso ungestraft wie Tiere
behandeln, als Tiere wie Menschen - und solche Handlungen von der
Wissenschaft rechtfertigen lassen. Gegen Gottes
Geschöpfe grausam zu sein oder sie zu vergöttern, ist nicht verpönt, wenn sie es
nicht sind.
Aus wissenschaftlicher Sicht spricht nichts gegen die Anwendung eines
allgemeinen biologischen Mechanismus, der jedem Züchter bekannt ist,
auf die Evolution des Menschen selbst, wie jeder anderen Spezies. Auf
den ersten Blick zumindest. Nicht mehr als es auf geologischer Seite ein Argument gegen die
Erosion gäbe.
Aber sofort entbrannte eine Debatte, ob der vorgeschlagene Agent der
Evolution - zufällige Veränderungen durch den Filter der Umwelt
– ausreichte, um die stetige Verbesserung alter und das
Aufkommen neuer Arten zu erklären; besonders als Clausius' Idee vom
stetigen entropischen Zerfall alles Natürlichen in den Köpfen der
Adressaten Einzug hielt.
Dies war keine Frage der Wahrscheinlichkeit, sondern des Prinzips:
Überwiegen große Zahlen die Wahrscheinlichkeit? Und andererseits: wäre
das Universum überhaupt möglich, wenn gewisse Naturkonstanten auch
nur geringfügig anders wären - und sind diese Konstanten also
vielleicht doch nicht so unabhängig, wie sie scheinen? Dies
führte dazu, daß einige Wissenschaftler in die Irre gingen, vom geraden
und engen Pfad der Tugend abwichen, und zum Beispiel Schrödinger vorschlug,
die Aufnahme negativer Entropie oder Negentropie (oder, wenn man so
will, Ordnung) über die Aufnahme von Nahrung vorzuschlagen (und, wie immer nicht erwähnt, Luft), um die DNA der Körperzelle
zu stabilisieren (und möglicherweise zu verbessern).
Obwohl dieses später zurückgewiesen wurde, spricht vieles dafür. Es erfordert
natürlich, daß Pflanzen negative Entropie von der Sonne (oder sogar
künstlicher Beleuchtung) erhalten; und am Ende führt es zur Suche nach
der letzten - und notwendigerweise anorganischen - Quelle aller
negativen Entropie oder Entropiereduktion oder - wenn man so will,
positiv gesehen: Ordnung.
Und schließlich, ökonomisch betrachtet:
Wenn es zwischen Mensch und Tier keinen fundamentalen biologischen
oder spirituellen Unterschied mehr gibt, und der Mensch im Wirtschaftsprozeß, der in Wirklichkeit ein Stoffwechselprozeß
ist, einen Mehrwert erzeugt: Erzeugt dann auch ein Tier einen Mehrwert? Und wenn der Mensch dann
Maschinen baut, um beide zu ersetzen: Erzeugen dann Maschinen einen Mehrwert? Und
wenn Pflanzen nichts anderes tun als die Tiere, die sich von ihnen
ernähren, nämlich sich selbst als Mehrwert erschaffen, tun dieses dann sogar auch
die Pflanzen?
Und wenn ja, wer darf den so geschaffenen Wert behalten und wer nicht - und warum?
Und wenn dann tatsächlich jeder Stoffwechsel mehr kostet als seine Wertschöpfung ergibt, und somit auch unter den günstigsten Umständen sich nicht
einmal selbst erhalten kann - wer bleibt dann auf der Rechnung sitzen?
Kurz gesagt, die von Darwin, Marx und Clausius aufgeworfenen Fragen
überwältigen die Antworten, die sie versucht haben, auf frühere Fragen zu
geben. Tatsächlich widersprechen ihre Vorschläge einander, und
sogar sich selbst, grundlegend, da sie alle, offen oder versteckt, auf die
eine oder andere Weise auf externe Inputs zurückgreifen, die gleichzeitig ideologisch abgelehnt werden. Weder eine Gesellschaft, noch die Mechanik, noch die Biologie können jedoch auf reinem Zufall und Verfall überleben und gedeihen - schon
gar nicht, wenn am Anfang nichts war.
In dem jedoch der abendländische Mensch sich von Gott abwandte (und das ganz unabhängig von der tatsächlichen Existenz Gottes), verlor er zwangsweise den Verstand
und die Vernunft, da ihm damit jeder objektive Maßstab abhanden ging und zu einer subjektiven, und damit kurzgeschlossenen Beliebigkeit verkam.
Man könnte die bisher so definierte moderne Dreifaltigkeit, vom Menschen aus gesehen, auch als Biologie (Darwin), Physik (Clausius) und Religion (Marx)
beschreiben; und logischerweise kann schon biologisch gesehen kein Mensch, kein Lebewesen die eigenen Voraussetzungen erschaffen (da notwendigereise selbst noch nicht
vorhanden, als diese geschaffen werden mußten); und physikalisch gesehen kann er sich selbst nicht erhalten - glaubt aber in seiner Verblendung und modernen
säkularen Religion beides.
Doch erst jetzt beginnt sich das Chaos wirklich zu rächen, das diese widersprüchlichen,
mißverstandenen und fehlinterpretierten Theorien im abendländischen
Geist angerichtet haben, da die letzten
Exponenten des früheren Denkens endgültig weggestorben sind. Und damit sind die letzten Hindernisse beseitigt für das Selbst-Bild einer
willkürlich konstruierten Spezies, optimiert für eine sich
auflösende Umgebung, die vom Moment ihrer Entstehung an zerfällt;
nicht in der Lage, sich selbst zu ernähren, aber dennoch dazu
gezwungen; und so, die Reste seiner Ressourcen vernichtend, auf einem
selbstmörderischen Pfad in den
Abgrund, vollkommener Herr seines
eigenen Schicksals, und dabei völlig überlastet und überfordert mit
der Aufgabe, sich seine eigenen Voraussetzungen zu schaffen - und
damit sich selbst.
Nichts in der kosmischen Ordnung aller Dinge könnte weiter von der
Realität oder der Wahrheit entfernt sein als diese Täuschung.
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